Tage und Uhrzeiten. Namen und Orte. Alles akkurat auf Papier gebannt. Tereza Schmidova braucht schließlich den Überblick in diesem Sommer, der jetzt schon ein ganz besonderer ist für die Tennis-Trainerin des TSV Maßbach. Anstrengend, aber irgendwie auch aufregend. Und auf Herausforderungen steht die 23-Jährige schließlich.

“Wir sind sehr glücklich, dass wir eine solch begabte und sympathische Trainerin bei uns haben”, sagt TSV-Abteilungsleiter Jörg Dotzel, der die Tschechin an die Lauer gelotst hatte – über Umwege. Präziser formuliert über Martin Kaspar, der beim TSV Maßbach Tennis spielt und Tereza Schmidova aus seiner tschechischen Heimat kennt.

“Wir hatten Tereza im Jahr 2017 dem Frauen-Zweitligateam des TC Weiß Blau Würzburg empfohlen. Dann kam ein Jahr später die Idee, sie für uns als Trainerin zu gewinnen”, erinnert sich Dotzel – und bekam ein “Ja”. Durchaus überraschend übrigens, “weil ich gar nicht den Plan hatte, eine Trainerin zu werden. Jetzt im Nachhinein war das eine super Entscheidung. Das ist jetzt meine Challenge”, sagt die junge Frau im hervorragenden Deutsch.

Ein Studium parallel zum Sport

Tereza Schmidova führt eine Art Doppelleben, studiert parallel an der Universität in Prag, hat seit kurzem ihren Bachelor im Studiengang “Internationaler Handel” in der Tasche und peilt in den nächsten zwei Jahren ihren Master an. Was dazu führte, dass Tereza Schmidova in der Vergangenheit immer wieder zwischen Maßbach und Prag für diverse Prüfungen pendelte.

“Im Winter liegt der Schwerpunkt auf dem Studium, im Sommer auf Tennis. Das ist nicht immer einfach. Da die große Stadt, dort das ländliche Maßbach. Aber es ist meine Entscheidung.” Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die 23-Jährige nicht wie gewohnt im April, sondern erst Ende Juni ihre Trainertätigkeit aufnehmen – und darf sich über eine gesteigerte Nachfrage freuen. “Wir erleben einen kleinen Tennis-Boom”, weiß Jörg Dotzel.

Neben ihren Pflichtstunden für den TSV Maßbach gibt die Sportlerin aus Hodonin, eine Stadt mit 24 000 Einwohnern in Südmähren, an sechs Tagen in der Woche auch Privatunterricht in Bad Königshofen, Eltingshausen oder Reichenbach. Passt das Wetter, beginnt der Arbeitstag um 9 Uhr in der Früh und endet gegen 21 Uhr. “Das ist gerade an heißen Tagen nicht immer einfach, aber dafür bin ich hier. Und es ist meine Entscheidung.” Was die Zukunft bringen soll? “In einer Tennis-Akademie zu arbeiten wäre super. Oder ich mache etwas, was meinem Studium entspricht. Warum nicht in Deutschland.”

Der passende Lebensstil

Wo andere von Verzicht reden, spricht Tereza Schmidova, die Novak Djokovic als ihren Lieblingsspieler bezeichnet, vom “healthy lifestyle”, also einem gesunden Lebensstil mit der entsprechenden Ernährung und kaum Alkohol. “Nach einem langen Trainingstag bin ich platt. Zum Entspannen schaue ich mir gerne mal was auf Netflix an, das genügt mir. Auch als Studentin bin ich nicht so der Party-Typ. Diese Eigenschaft habe ich wohl von meinen Eltern.”

Trotz ihrer spielerischen Klasse fühlt sich Tereza Schmidova in den Übungsstunden keineswegs unterfordert. “Ich kann mich dabei selbst verbessern. Ich muss ja auch nach vielen Stunden auf dem Platz immer präzise Bälle spielen und den Fokus behalten.” In der Altersklasse U16 hatte Schmidova, die lange von ihrem Vater trainiert wurde (“Er war und ist mein bester Coach”), zu den zehn besten Spielerinnen des Landes gezählt und in der höchsten nationalen Liga gespielt, ehe Schulter-Probleme eine mögliche Profi-Karriere stoppten.

Bis Ende September mindestens wird Tereza Schmidova im Lauertal bleiben. Wird noch viele Übungsstunden geben und auch mit der Trainerschein-Ausbildung beginnen. Und wird womöglich den Baubeginn der geplanten Tennishalle mitbekommen, von der sich die TSV-Abteilung einen weiteren Aufschwung verspricht. Zur Einweihung könnte Tereza Schmidova das Eröffnungsspiel bestreiten, vielleicht gegen die nicht minder talentierte Fuchsstädterin Anne Knüttel, die in Maßbach vor Schmidovas Ankunft auch schon in die Trainerrolle schlüpfte.

Um zu wissen, dass die Maßbacher ihre Tereza so oft und so lange wie nur irgendwie möglich bei sich haben wollen, dazu braucht es übrigens kein bedrucktes Papier.

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